AtelierMAGAZIN | Rumpenheim seit 770

Einer der ältesten urkundlich nachgewiesenen Orte des Maingebietes

Rumpenheim, das am 1. Juni 770 erstmals im „Lorscher Codex“ erwähnt wurde, kam später als Teil des Kurfürstentums Mainz in den Besitz der Herren von Münzenberg, die später zu den Grafen von Hanau wurden. Im Jahr 1674 erhielt der hanauische Kammer- und Regierungspräsident Johann Georg Seiffert von Edelsheim ein Lehen in Rumpenheim von den Grafen von Hanau. 1680 erwarb er das Gut des Frankfurter Kaufmanns Daniel d’Orville sowie mehrere andere Grundstücke und ließ im selben Jahr das „Herrenhaus“ bauen, das den mittleren Teil des späteren Rumpenheimer Schlosses bildet. 1736 fiel die Grafschaft Hanau aufgrund eines Erbvertrags an die Landgrafschaft Hessen-Kassel. Prinz Friedrich ließ das Herrenhaus zu einer dreiflügeligen Wohnanlage, dem Rumpenheimer Schloss, erweitern. 1866 wurde Rumpenheim, das bis dahin zu Kurhessen gehörte, vom König von Preußen an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt abgetreten und kam zum Kreis Offenbach. Am 1. April 1942 verlor Rumpenheim seine Selbständigkeit durch die Eingemeindung in die Stadt Offenbach.

Schloss Rumpenheim

Österreichs Kaiser Franz Joseph war da, und aus Russland Zar Alexander III. aus Dänemark kamen die Könige Christian IX. und Friedrich VIII. vor ihren Krönungen waren auch Englands Königin Mary und der englische König Edward VII. zu Gast

Zwischen 1787 und 1788 sowie im Jahr 1805 erweiterte Landgraf Friedrich von Hessen-Kassel das Schloss zu einer dreiflügeligen Anlage, die aus einem großen Mittelbau und quadratischen Pavillonbauten an den Seiten bestand. Die langgestreckten, niedrigen Seitenflügel waren durch Durchgänge unterbrochen, die vom Schlosshof aus zum Westflügel zur Fähre und zum Ostflügel zum Garten führten. 1786 heiratete Landgraf Friedrich Caroline Polyxene, Prinzessin von Nassau-Usingen, mit der er acht Kinder hatte. Da seine Kinder nach ihren Hochzeiten in ganz Europa lebten, fand jeden Sommer ein Familientreffen in Rumpenheim statt. Friedrich legte fest, dass Rumpenheim gemeinschaftlicher Besitz seiner Kinder werden sollte und im Falle ihres Ablebens an seinen ältesten Enkel, Prinzen Friedrich Wilhelm von Hessen, fallen würde. Die Geschwister vereinbarten, sich alle zwei Jahre im Sommer in Rumpenheim zu treffen und für alle Familienmitglieder einen ständigen Treffpunkt zu schaffen. Diese Tradition hielt Jahrzehnte lang an und das Schloss wurde mit der Geschichte der Familie verwoben. Zu den Gästen gehörten unter anderem die Tochter des Prinzen, Auguste, und ihr Ehemann, der Herzog von Cambridge, sowie deren Enkelin Mary (später Frau von König Georg V. von England), seine Enkelin Adelheid von Anhalt mit ihrem Mann, dem Herzog Adolf von Nassau, und viele andere Verwandte aus Deutschland und Europa. Das politische Geschehen spielte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelegentlich eine Rolle bei diesen Familientreffen. Auch Otto von Bismarck war als preußischer Bundestagsgesandter mehrmals zu Gast. Nach den Kriegen von 1864 und 1866 zog es ausländische Verwandte nicht mehr nach Rumpenheim. Die Dänen und die nassauisch-luxemburgische Familie blieben fern, sodass nur noch die deutsche Verwandtschaft Veranstaltungen dort abhielt. Diese Familientreffen fanden schließlich nicht mehr in Rumpenheim, sondern im Schloss Fredensborg in Dänemark statt. Am 20. Dezember 1943 wurde das Schloss durch Bombenangriffe beschädigt, wobei der Hauptbau vollständig ausbrannte.

 

Die Griechen suchten 1863 einen König 

Von Lothar R. Braun 

Die Rumpenheimer waren aus dem Häuschen. Zwar hatten sie damals schon viel gesehen und oft Vivat und Hurra gerufen, wenn in ihrem Schloss hoher Besuch eintraf. Aber was sie 1863 bestaunen konnten, übertraf alles Bisherige. Kaiser Franz Joseph, der Herrscher über Österreich, Böhmen und Ungarn, kam mit Geleit aus Frankfurt herüber. Er war der Ranghöchste unter den hohen Herrschaften, die 1863 durch die Breite Gasse ins Schloss kutschiert wurden. Die Gäste nutzten den Fürstenkongress in Frankfurt zu einer Visite bei der Rumpenheimer Verwandtschaft, und gewiss auch zu politischen Gesprächen. Und dann erschienen auch noch die Griechen in ihrer seltsamen, bunten Nationaltracht. Es war ein Aufzug von exotischem Reiz. Die Gäste aus dem fernen Athen im erst 1830 souverän gewordenen Griechenland kamen nicht zu einem Höflichkeitsbesuch. Sie suchten einen neuen König, den zweiten in ihrer Geschichte. Der Vorgänger, der Bayernprinz Otto von Wittelsbach, hatte 1862 abdanken müssen. Als Nachfolger wollten die Griechen abermals einen König aus dem Norden haben. Ihr Blick war auf einen 17-jährigen Prinzen aus dem deutsch-dänischen Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg gefallen. Er hielt sich in Rumpenheim auf, was den Reiseweg der griechischen Delegation angenehm verkürzte. Aus Rumpenheim nahmen sie ihn mit nach Hause, wo er dann als Georg I. gekrönt wurde. Er galt als Schützling Großbritanniens, das bei ihm viel Verständnis für britische Interessen erwarten konnte. Mit Unterbrechungen blieben seine Nachkommen bis 1974 auf dem Thron.


Heute ist das Schloss aufwendig restauriert und in Eigentumswohnungen umgewandelt

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